Der Hansi wird's schon richten
Er gilt als guter und menschlicher Coach, wie das ZDF berichtet. Die spanische Supercopa, seit neustem in Saudi-Arabien, war ein 5:2 Sieg für den FC Barcelona. "Eine Stunde lang fegte das Blaugrana-Team wie ein Wüstenzyklon über ein seelenloses Real Madrid hinweg, das den Blaugranas ausgeliefert war, bis Szczesny vom Platz gestellt wurde", schreibt Superdeporte.
Das Sorgenkind FC Barcelona triumphiert trotz Transfer-Probleme, politischer und juristischer Skandale, die immer wieder hochkochen und die auch mit Saudi-Arabien zu tun haben. Den deutschen Trainer nervt so manches, weil er so viel Machtkampf zwischen Egomanen nicht gewohnt ist. Die Bundesliga funktioniert anders. Seine ersten Siege gegen die Erzrivalen FC Bayern und Real Madrid ließen die Fans jubeln.
Er ist nicht charismatisch wie Xabi Alonso oder Jürgen Klopp, der zum besten Botschafter Deutschlands geworden ist, aber er liefert einfach. "Der deutsche Trainer, ein sehr rigoroser Mensch, ist bei einem Verein gelandet, dessen Mitglieder das tägliche Leben mit angehaltenem Atem leben", schreibt der Sportjournalist Gerard Boada. Der FC Barcelona hat kein Geld und mit Joan Laporta ein polemischen Präsidenten.
Bei den Spaniern war so einiges anders als er es gewohnt war. Aber "unter Flicks Führung herrscht beim FC Barcelona eine strikte Regel, die für die Spieler neu war: Unpünktlichkeit führt unweigerlich zu einem Bankplatz im nächsten Spiel", schreibt die Frankfurter Rundschau. Der für viele windige Laporta dankt ihm, dass er neue Disziplin in die Mannschaft gebracht hat.
Beim DFB gescheitert, in Barcelona gefeiert: "Wie Phönix aus der Asche ist Hansi Flick ins Rampenlicht zurückgekehrt. Auch die Zukunft des Klubs sieht plötzlich viel rosiger aus", schreibt das ZDF. Der 59-jährige Deutsche bleibt dennoch bescheiden und vorsichtig. Er weiß, dass Fußball auch mit Glück zu tun hat.
Flick spricht noch nicht fliessend Spanisch und kommuniziert in Englisch mit den Spielern. Während er in Deutschland als Trainer der Nationalmannschaft nicht sonderlich erfolgreich war, startet er in Spanien durch. Genauso ergeht es dem Ex-FC-Bayern-Spieler Xavi Alonso mit Bayer Leverkusen. Aber der Baske gewinnt nicht nur Spiele, sondern auch Menschen mit seinem enormen Charisma.
"Trotz der Herausforderungen, die er seit seiner Ankunft bewältigen musste, ist es dem deutschen Trainer gelungen, einen Spielstil zu implementieren, der die Identität der Mannschaft gestärkt hat. Der Sieg über den größten Rivalen war für Spieler und Trainer ein klares Zeichen des Vertrauens und hat deutlich gemacht, dass Barça eine konkurrenzfähige Mannschaft ist", schreibt carpetasfcb.
Wie Alonso ist er ein ehemaliger Spieler, der früh aufhörte und auf die Trainerbank wechselte. Erst zweitklassige Vereine, dann wurde der Heidelberger Trainer vom FC Bayern. Gegen seinen alten Club hat er jetzt schon mehrmals gewonnen mit dem FC Barcelona, im September bei der Champions-League sogar mit 8:1.
Am 10. September 2023 wurde Flick einen Tag nach einer 1:4-Testspielniederlage gegen Japan wegen anhaltender Erfolglosigkeit freigestellt, was ein Novum in der Geschichte der deutschen Fußballnationalmannschaft bedeutete. Mit einer durchschnittlichen Punktequote von 1,72 hatte er nach Erich Ribbeck den zweitschlechtesten Wert eines Bundestrainers in der Geschichte des DFB.
Dennoch wollte ihn der FC Barcelona. Der deutsche Coach unterschrieb einen Vertrag bis 2026 und sagt jüngst: "Ich fühle mich hier richtig wohl. Ich arbeite gern für Barça. Aber mein Vertrag läuft noch eineinhalb Jahre. Für einen Trainer ist das eine lange Zeit." Und der Erfolg ist die einzige Garantie für eine Verlängerung.
Er unterschrieb im vergangenen Jahr einen Vertrag mit dem Club bis zum 30. Juni 2026 und wurde damit nach Hennes Weisweiler und Udo Lattek der dritte deutsche Barça-Trainer. Freunde wird sich Flick allerdings nicht machen in den nächsten Tagen, weil er einigen Spieler kündigen will, Lamine Yamal ist auf keinen Fall darunter.
Während Alonso auch menschlich sehr geschätzt wird von seinem Club Bayer Leverkusen, kommt Flick eher als korrekt und guter Trainer an, aber nicht unbedingt als sympathisch. Der Baske wurde von dem Magazin Kicker als Deutschlands Fußballtrainer des Jahres und Persönlichkeit des Jahres im deutschen Fußball ausgezeichnet.
Im Zuge des erstmaligen Gewinns der deutschen Meisterschaft in der Vereinsgeschichte wurde Alonso für das Ehrenbürgerrecht der Stadt vorgeschlagen, er lehnte aber ab. Wenn Flick so weiter macht, wird Präsident Joan Laporta, der immer wieder wegen Korruptionsverdächtigungen unter Druck steht, ihn auch auf besondere Weise auszeichnen.